Keine Siedlungsprojekte in Großenritte Nord

Offener Brief der Bürgerinitiative Großenritte-Nord

An den
Stadtverordnetenvorsteher Reiner Heine, mit der Bitte um Weiterleitung an alle Stadtverordneten der Stadt Baunatal Marktplatz 14
34225 Baunatal Datum: 03.05.2024


Betreff: Offener Brief der Bürgerinitiative Großenritte-Nord


Sehr geehrte Damen und Herren,
bezugnehmend auf unser Gespräch mit dem ersten Stadtrat Herrn Daniel Jung am 20.03.2024 in Verbindung mit den Ideen der aktuellen Flyer zur Bürgermeisterwahl der Stadt Baunatal sehen wir uns leider gezwungen uns durch einen offenen Brief an die Entscheidungsträger der Stadt Baunatal zu wenden.


Nach der Ablehnung des Antrags der GRÜNEN im Bau- und Umweltausschuss vom 23.4.2024 bezüglich der Einstellung von Planungsmaßnahmen zum Baugebiet Großenritte-Nord muss folgendes festgestellt werden:
Dem Antrag und den aktuellen Veröffentlichungen „Wohnraumentwicklung in Baunatal Teil I und Teil II“ ist zu entnehmen, dass die Innenentwicklung in allen Konzepten Vorrang haben soll. Hier besteht scheinbar ein breiter Konsens in der für die Siedlungsentwicklung verantwortlichen Stadtverordnetenversammlung.


Zu einer seriösen Entscheidung für eine Umsetzung kann man aber nur kommen, wenn man vorher alle Daten erfasst und diese auswertet. Stattdessen haben die Verantwortlichen der Stadt Baunatal angefangen, auf Neubaugebiete zu setzen wie jetzt Großenritte-Nord, ohne vorher die Bestandpotentiale zu erfassen. Dieser Schritt sollte vor der Bindung an einen einseitig spezialisierten Projektentwickler, wie die „deuhab“, erfolgen. Die BI Großenritte-Nord hat darauf bereits in allen Gesprächen hingewiesen.
Man kann keine Planungen mit Versiegelung besten Ackerbodens – auch im Hinblick der auf die von der Bundesregierung beschlossenen Null-Versiegelung bis 2050 – vorantreiben, ohne zu wissen wie hoch der tatsächliche Bedarf und dem gegenüber der Leerstand an Wohnraum ist.
Dabei ist aus der uns, durch Herrn Jung, vorgestellten Vorabanalyse zur Bevölkerungsentwicklung von Prof. Dr. Altrock (Universität Kassel) dargestellt worden, dass die Gesamtbevölkerung nur langsam wächst und wir weniger Fläche benötigen, durchaus zutreffend. Das vorgestellte Wohnraumentwicklungskonzept geht bezüglich der Bevölkerungsentwicklung von einem Stabilitätsszenario aus, das besagt, dass in Baunatal bis 2045 ca. 200 zusätzliche Wohneinheiten benötigt werden. Dies entspräche lediglich 10 weitere Wohneinheiten pro Jahr, welche auch im Innenbereich zu realisieren sein dürften.

Als gewählte Vertreter der Bürgerinnen und Bürger der Stadt Baunatal sind Sie diesen und dem Steuerzahler gegenüber verpflichtet, ihre Entscheidungen auf eine professionelle und nicht einseitige Basis zu stellen.
Dabei ist die Aussage von Herrn Jung „Die erforderliche maßvolle Entwicklung neuer Bauflächen wird sich in den nächsten Jahren am Bedarf in den Stadtteilen orientieren“ prinzipiell zu begrüßen. Wir hoffen nur, dass dies nicht der erste Bruch seiner Wahlversprechen – im Falle seiner Wahl - ist. Die Darstellungen in den Gesprächen mit der BI Großenritte-Nord signalisierten eine andere Strategie. In der Ausgabe 10 der Baunataler Nachrichten vom 08.03.2023 wurde von der StaVo vom 27.02.2023 berichtet. Dort wurde die Absichtserklärung mit der deuhab über ein 23 ha großes Siedlungsprojekt in Großenritte-Nord mit Mehrheit beschlossen. Diese Entscheidung in diesem Planungsumfang findet in den aktuellen Ausführungen plötzlich keine Erwähnung mehr. Offensichtlich werden vergangene Entscheidungen nicht eindeutig widerrufen.


Allen – auch den Unterzeichnern dieses Briefes – ist klar, dass eine umfassende Innenentwicklung ungleich komplexer, anspruchsvoller und arbeitsintensiver ist, als der Neubau auf der grünen Wiese. Aber eine nachhaltige Stadtentwicklung ohne weitere Flächenversiegelung sind wir unseren Kindern schuldig und könnte für Baunatal über die Region hinaus ein wirkliches Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft werden.
Folgende Forderungen leiten wir aus den zuvor beschriebenen Sachverhalten ab:
- Einstellung der Planungen zu Großenritte-Nord gemäß des Antrages der GRÜNEN.
- Umgehende Erstellung eines Bestandsmanagements, welches ein Leerstandskataster beinhaltet.
- Untersuchungen zu alternativen Wohnungs- und Siedlungsentwicklungen, im Gegensatz zur Flächenversiegelungen im Außenbereich, gemäß der Empfehlung des Siedlungsrahmenkonzeptes 2030 des ZRK (Absch.3.1.1 ff).
- Die Aufhebung der Absichtserklärung mit der deuhab.
- Herausgabe der vollständigen Untersuchungsberichte über das geplante Baugebiet, wie am 20.03.2024 durch Herrn Jung versprochen.


Baunatal, den 03.05.2024
Das Organisations-Team der
Bürgerinitiative Großenritte-Nord
H. Dittmar, B. Kistner, W. Koch, M. Koch, L. Möller, A. Liehr, K. Sausmikat
Zur Kenntnis in Kopie an die Gremien:
- Fraktionen von CDU, FDP, Grünen und SPD über die Fraktionsvorsitzenden

Worum geht es?

Am 27.02.2023 verabschiedete das Stadtparlament eine Absichtserklärung. Inhalt dieser Absichtserklärung ist die Entwicklung eines Baugebietes nördlich von Großenritte. Dieses Baugebiet soll in Partnerschaft mit dem Investor "Deutsche Habitat" geplant werden. Es handelt sich dabei um eine Fläche von rund 23 Hektar. Auf dieser Fläche soll Wohnraum für rund 2000 Menschen entstehen. Die Stadt Baunatal erhofft sich, mit diesem Projekt finanziell sanieren zu können.
Unsere Bürgerinitiative richtet sich gegen dieses Vorhaben. Die Gründe dafür werden auf dieser Website genauer beleuchtet.

Worum geht es nicht?

Die Bürgerinitiative richtet sich nicht generell gegen die Ausweisung neuer Baugebiete. Das Anliegen bezieht sich sowohl auf die Größe und den Standort des Baugebietes, als auch die gewählte Art der Entwicklung.

Interessen der Bürgerinitiative

Die Anliegen der Bürger sind vielseitig, daher ist die Bürgerinitiative überparteilich und unabhängig.

Umwelt und Klima

Schaut man sich das Gebiet nördlich von Großenritte auf einer Karte an, kann man schnell zu dem Schluss kommen, dass es sich hier um ein ideales Baugebiet handelt. Diese offene Fläche erfüllt jedoch wichtige Funktionen für das lokale Klima. So wird durch eine Bebauung die Frischluftzufuhr für den Stadtkern behindert. Des Weiteren bildet die offene Landschaft einen wichtigen Lebensraum für Bodenbrüter wie Lerchen und Rebhuhn als auch den Feldhasen.

Stadtentwicklung

Die Einwohnerzahl von Baunatal hat sich in den letzten 20 Jahren kaum verändert. Und dies, obwohl in dieser Zeit mehrfach Baugebiete ausgewiesen und viele Flächen versiegelt wurden.

Woher kommt also aktuell der Bedarf und wie soll eine Siedlung diesen Ausmaßes sich in die existierenden Strukturen einbinden?

 

Verkehr

Mehr Einwohner, mehr Verkehr. Die Elgershäuser Straße ist bereits jetzt an ihrer Kapazitätsgrenze. Ein potenzieller Anschluss an die Landstraße zwischen Kassel und Schauenburg wird diese Situation kaum bessern. Auch sie ist zu Stoßzeiten stark belastet und keine Alternative für den Verkehr durch Großenritte selbst. Die Anbindung des Baugebietes an die Straßenbahn wird diesen Effekt kaum mildern.

Landwirtschaft

Bei den Flächen nördlich von Großenritte handelt es sich um sehr fruchtbaren Ackerboden. Einer der letzten Standorte in Baunatal, der sich für die Kultivierung von Feldfrüchten wie Kartoffeln und Zuckerrüben eignet. Eine Bebauung dieser Flächen bedroht die Erwerbsgrundlage der ortsansässigen Landwirte, welche die Stadt mit regionalen Lebensmitteln versorgen.

Für mehr Informationen lesen sie hier weiter.
 

Jetzt auch auf Instagram und facebook

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.